Die Geschichte der Burg
Bereits vor dem 15. Jahrhundert galt die Burg als eine aus lange zurückliegenden Zeiten stammende Wehranlage. Nach alter Überlieferung soll die Gründung der Meersburg sogar zurück gehen bis in das 7. Jahrhundert.
Danach hat Dagobert I, der letzte mächtige Merowingerkönig, auf einer Felsnase hoch über dem See den Grundstein für die Meersburg gelegt. An diesem strategisch hervorragenden Platz wollte er eine Fähr- und Schiffslende errichten und so den Handelsweg vom Linzgau nach Konstanz sichern.
Johannes Stumpf, von ihm stammt die Schweizerchronik aus dem Jahre 1548, nennt als Gründungsdatum das Jahr 630. Danach hat Dagobert die Anlage "gestiftet und gebaut, dem faar übers wasser und dem neuen Bistum zu lieb".
Der Aufenthalt Dagobert I in dieser Zeit in der Bodenseeregion ist schriftlich belegt.
Über die Jahrhunderte wurde der Bau immer mehr erweitert und baulich verändert. Gut zu sehen sind aber noch die ursprünglichen Teile der Anlage, die nördliche Schildmauer und der Dagobertsturm. Beim Anblick dieser wehrhaften Schildmauer ist man unmittelbar beeindruckt von ihrer Ursprünglichkeit und Mächtigkeit.
Aus verschiedenen Steinsorten, die vor Ort verfügbar waren, zusammengefügt, verbinden breite Mörtelfugen die Steine unterschiedlichster Größe. Angeordnet in lockerer Reihenfolge ohne die Steine in eine feste Form zu zwängen. Würde man ein anderes Mauerwerk als harmonisch und geordnet bezeichnen, so ist diese Wand von "wilder" Ausstrahlung.
In der Bodenseeregion finden sich zahlreiche Burgen, die im 12. und 13. Jahrhundert aus Stein erbaut wurden. Keine davon weist jedoch eine gleiche oder ähnliche Mauerwerksstruktur auf.
Betrachtet man die harmonisch geordnete Bauform jüngerer Burgen, so ist diese Wand wahrlich zyklopenhaft und ein frühes Zeugnis der aufkommenden Burgenbaukunst. Wie weit zurück der Bau dieser Anlage geht, bleibt dennoch im Dunkel der Geschichte verborgen.
Manch wichtiges Ereignis hat sich um diesen Bau zugetragen, besonders herausragend ist das Jahr 1334. Im Streit um den Bischofsstuhl kam es zur Belagerung der Meersburg. Erstmals auf deutschem Boden kamen dabei auch Feuergeschütze zur Anwendung. Das kaiserliche Heer zog dennoch nach 14 Wochen erfolglos wieder ab und Nikolaus von Frauenfeld ward als Bischof bestätigt.
Über all die Jahrhunderte wurde die Meersburg niemals eingenommen oder zerstört. Im 30-jährigen Krieg versuchten die Schweden die Burg einzuäschern und schossen den Dachstuhl in Brand. Die Burg wurde aber auch dabei nicht zerstört. Sie ist bis heute bewohnt und ihre Mauern zeugen von der regen Bautätigkeit unterschiedlichster Epochen.
Bis in das 12. Jahrhundert wurde die Meersburg als Lehen verliehen. Als bedeutender Lehnsherr ist hier Graf Manegold von Rohrdorf zu nennen. 923 baute er die erste Rheinbrücke zu Konstanz. Nachdem das Geschlecht der Grafen von Rohrdorf 1210 ausstarb änderte sich dies.
Der Bischof von Konstanz übernahm selbst die Macht mit dem Ziel, Meersburg zu einem Zentrum seiner Herrschaft zu machen. Auf 44 beläuft sich die Reihe der bischöflichen Ahnherren bis zur Säkularisation im Jahre 1803.
Unter Heinrich IV. von Hewen kam es zu Streitigkeiten mit den Bürgern der Stadt. Diese strebten danach, Meersburg zu einer freien Reichsstadt zu machen. Letztlich schlug dieser Streit in eine offene Fede um und die Bürger bemächtigten sich der Meersburg. Heinrich von Hewen schlug den Aufstand mit harter Hand nieder und lies den Rädelsführer 1458 hinrichten.
Zur Zeit des Bauernkrieges zog der Seehauf unter Führung von Eitelhans Ziegelmüller am 3. April 1525 “gen Meeresburg” und verlangte die Übergabe der Burg. Dem bischöflichen Vogt gelang es durch Zahlung eines Brandschatzungsgeldes die Gefahr abzuwenden.
Wurde die Burg 1211 bis 1526 nur als Sommerresidenz genutzt, so änderte sich dies als Konstanz kurzzeitig zum reformierten Glauben übertrat. Hugo von Hohenlandenberg machte die Burg zu seinem Hauptsitz und blieb auch in Meersburg als Konstanz wieder katholisch wurde.
Manch große Persönlichkeit weilte in den Mauern der Meersburg. Freiherr von Laßberg beschreibt einen im Bergfried hoch oben eingemauerten Stein mit den Buchstaben CM und einem Hammer, der heute nicht mehr vorhanden ist. Gestützt auf seine große literaturhistorische Kenntnis mittelalterlicher Codizes, führte er dieses Zeichen auf die Anwesenheit und Bautätigkeiten Karl Martells auf der Burg zurück. Im Jahre 1213 verbrachte Kaiser Friedrich II. auf der Meersburg die Karwoche und auch Konradin von Hohenstaufen soll sich vor seinem Italienfeldzug hier aufgehalten haben. Während des Konstanzer Konzils (1414 bis 1418) weilte Kaiser Sigismund auf der Burg. Durch Freiherr von Laßberg, in zweiter Ehe mit Jenny von Droste-Hülshoff verheiratet, gelangte die heute noch berühmte und verehrte Dichterin Annette von Droste-Hülshoff auf die Meersburg. Während ihrer Aufenthalte in Meersburg wohnte sie bei ihrem Schwager und ihrer Schwester auf der Burg und starb auch auf der Meersburg am 24. Mai 1848. Ihr 1844 bei Cotta veröffentlichter Gedichtband, mit dem sie zu großem Ruhm gelangte, entstand in großen Teilen auf der Meersburg.
Franz Schenk von Staufenberg barockisierte einige Teile der Burg. So baute er im Ostteil größere Fenster und prächtige Stuckdecken ein. Auch im Palastrackt schuf er eine große repräsentative Zimmerflucht. Letztlich entschloß er sich aber ein neues barockes Schloß zu bauen und so blieb die Meersburg in ihrem Charakter mittelalterliche Burg.
Franz Konrad von Rodt bezog 1750 als erster das neue barocke Schloß und die Meersburg wurde Sitz bischöflicher Verwaltung.
Durch die Säkularisation endete 1803 die Zeit der Fürstbischöfe, die Burg ging in den Besitzt des Badischen Staates über.
Nach seinem Tod im Jahr 1883 folgte ihm seine Tochter Ida als Burgherrin und bis heute wurde die Burg durch Vererbung an die Nachkommen weitergegeben.
Seit 1977 lenkt Vinzenz Naeßl-Doms als Eigentümer und Burgherr die Geschicke der Meersburg. Grundfeste für die Erhaltung dieses großen deutschen Kulturgutes ist dabei das immer umfangreicher gewordene Museum der Burg und dessen Besucher, die von der Besichtigung beeindruckt und begeistert sind.
Timeline
• um 630 :
nach alter Überlieferung Gründung durch Dagobert I und Errichtung einer Fähr- und Schiffslende zur Sicherung des Handelsweges von Ulm nach Konstanz
• Jahr 923:
Manegold von Rohrdorf baut eine Rheinbrücke bei Konstanz zur Verbesserung des Handelsweges
• Jahr 1113 bzw. 1142:
urkundliche Nennungen der Herren von Merdespurch bzw. Mercesburc
• vor 1211:
Die Bischöfe von Konstanz werden Burgherren auf der Meersburg
• Jahr 1334:
Bei der Belagerung der Meersburg kommen erstmals auf deutschem Boden Feuergeschütze zur Anwendung.
• Jahr 1526
Bischof Hugo von Hohenlandenberg verlegt seinen Wohnsitz dauerhaft auf die Meersburg.
• Jahr 1548:
Die Schweizer Chronik nennt den merowinger König Dagobert I als Gründer.
• Jahr 1647:
Die Schweden belagern Meersburg
• von 1704-1740:
Johann Franz von Stauffenberg barockisiert Teile der Anlage
• Jahr 1750:
Franz Konrad von Rodt bezieht das Neue Schloß, die Meersburg dient weiterhin der bischöflichen Verwaltung
• Jahr 1803:
Säkularisation. Die Meersburg fällt an das Land Baden.
• Jahr 1838:
Joseph Freiherr von Laßberg kauft die Burg.
• Jahr 1841:
Annette von Droste-Hülshoff kommt erstmals auf die Burg. Mit zwei Unterbrechungen, während derer sie in ihrer westfälischen Heimat weilt, wohnt sie auf der Meersburg bis 1848.
• Jahr 1841/42:
Levin Schücking arbeitet als Bibliothekar auf der Meersburg.
• Jahr 1848:
Annette von Droste-Hülshoff stirbt auf der Burg.
• Jahr 1877/78:
Mayer von Mayerfels erwirbt die Burg und eröffnet das Museum.
• Heute
Immer noch in Privatbesitz und älteste bewohnte Burg Deutschlands.
